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Projekt: Tucheraltar

Der Tucheraltar – ein höchst bedeutsames Werk für die Nürnberger Tafelmalerei vor Dürer – entstand gegen 1450 und war bis 1487 Hochaltar der Augustinerkirche.[…]

Tucheraltar - Frauenkirche Nürnberg
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Tucheraltar - Frauenkirche Nürnberg

Tucheraltar - Geschichte

Der Tucheraltar – ein höchst bedeutsames Werk für die Nürnberger Tafelmalerei vor Dürer – entstand gegen 1450 und war bis 1487 Hochaltar der Augustinerkirche. Im Auftrag der Familie Tucher wurde er 1615 für die Kartäuserkirche restauriert. Seit 1816 steht dieses gotische Triptychon in der Frauenkirche, seit 1987 im Chor im festlichen Glanz als eine „heilige Ikone“. Teile seiner ursprünglichen Predella befinden sich heute im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg.

Der unbekannte „Meister des Tucheraltars“ stammt vielleicht aus Österreich und stand in Kontakt mit den großen Meistern der niederländisch- burgundischen Malerei.

Auf der Mitteltafel unter geschnitzten Baldachinen auf Goldgrund
(als Symbol für das Göttliche) sind die drei Szenen aus der christlichen Heilslehre dargestellt: die Verkündigung, die Kreuzigung mit Maria und Johannes und die Auferstehung Christi. Auf der linken Seitentafel ebenfalls auf Goldgrund erkennt man den Hl. Augustinus mit seiner Mutter Monika. Rechts sieht man die Eremiten Antonius den Großen sowie Paulus von Theben (um 1450 gab es ein Brüderpaar der Familie Tucher namens Paul und Anton).

Im geschlossenen Zustand zeigen die Flügel in vier senkrechten Abteilungen links den Hl. Veit als den Patron der Augustinerkirche und die Aufnahme Mariens in den Himmel, rechts die Dreifaltigkeitsvision des Hl. Augustinus in seiner Studierstube sowie den Hl. Leonard. Die Figuren heben sich als Relief vom vergoldeten geschnittenen Rankenwerk ab. Sie blicken ernst und düster, ihre gedrungenen Körper wirken schwer. Dickflauschige, weich fallende Stoffe umhüllen die Heiligen. Der Meister des Tucheraltars versucht selbst kleinste Details darzustellen, angefangen bei Kostümen, Waffen bis hin zur Pflanzenwelt oder zur Ausstattung der Studierstube. Somit steht er als Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit.

Quelle: Der große Kirchenführer
Text: Robert Leyh, Stadtlexikon Nürnberg
W. Schwemmer: Die Herkunft des Tucheraltars (Anz. GNM 1936/39 118-122)
Fotos: Peter Beckstein

Der Verein entwickelte im Jahr 2015 ein Patenschafts-Projekt, um die Restaurierungskosten für den Tucheraltar mitfinanzieren zu können.

Hierbei konnte man ab 100 Euro die Patenschaft für eine Tafel oder den gesamten Altar erwerben. Man konnte sich das Motiv bzw. den Heiligen aussuchen, von dem man Pate werden wollte oder zu dem man ggf. einen besonderen Bezug hatte. Dafür erhielten die Paten eine Urkunde mit dem Foto ihres ausgewählten Motivs.

Für die Frauenkirche ist der Tucheraltar ein außerordentliches Juwel, weshalb die Restaurierung für den Verein ein Herzensanliegen war und sich der Verein dafür sehr engagiert eingesetzt hat. Die von uns bezahlte Voruntersuchung ergab, dass die Rahmung und die Konstruktion auszubessern waren. Außerdem sollten die Bildtafeln sorgfältigst gereinigt werden.

 

Tucheraltar - Frauenkirche Nürnberg
Tucheraltar - Frauenkirche Nürnberg

Zum 200-jährigen Jubiläumsjahr der Rekatholisierung der Frauenkirche im Jahr 2016 erstrahlte der Tucheraltar wieder in voller Pracht. Die aufwendigen Restaurierungsarbeiten waren nunmehr beendet.

Dass der Tucheraltar auch für die Fachwelt eine große Kostbarkeit ist, war auch daran zu sehen, dass er in dem wissenschaftlichen Forschungsprojekt „Deutsche Tafelmalerei des Spätmittelalters“ von Dr. Daniel Hess vom Germanischen Nationalmuseum untersucht wurde.

Der Verein zur Erhaltung der Nürnberger Frauenkirche unterstützte die Kirchenstiftung bei den Restaurierungskosten mit 25.000 Euro.

Tucheraltar geschlossen

Hl. Veit
(* unbekannt; † 304)
Einer der vierzehn Nothelfer Gedenktag 15. Juni, Helfer bei Anfällen und Notfällen wie Epilepsie (Veitstanz), bei Geisteskrank-heiten und geistiger Verwirrung

Himmelfahrt Mariens
Gedenktag 15. August
„Sagt an, wer ist doch diese, die auf am Himmel geht, die überm Paradiese als Morgenröte steht? Sie kommt hervor von ferne; es schmücken Mond und Sterne die Braut von Nazareth.“

Tucheraltar - Frauenkirche Nürnberg
Tucheraltar geschlossen

Vision des Hl. Augustinus
Der Überlieferung nach fragte der heilige Augustinus ein Kind, das im Sand saß und mit einer Nussschale Wasser aus dem Meer schöpfte, was es da mache. Das Kind antwortete: “Ich schöpfe das Meer aus.“ „Ist denn das möglich?“ fragte der Heilige. Das Kind schaute auf und erwiderte: “Das kann ich genauso, wie du das Geheimnis der Dreifaltigkeit ergründest.“

Hl. Leonhard
(* 500; † 559)
Gedenktag 6. November
Schutzpatron der Bauern, für das Vieh, insbesondere für Pferde

Tucheraltar offen
Tucheraltar Innen links - Frauenkirche Nürnberg

Hl. Augustinus
(* 354; † 430)
Einer der vier Kirchenväter
Gedenktag 28. August
Schutzpatron der Theologen, Bierbrauer und Buchdrucker

Hl. Monika
(* 332; † 387)
Mutter des Augustinus
Gedenktag 27. August
Schutzpatronin der Frauen und Mütter

Tucheraltar innen mitte- Frauenkirche Nürnberg
Tucheraltar offen

Verkündigung
Erzengel Gabriel verkündet Maria die Geburt Jesu.

Kreuzigung
Der gekreuzigte Jesus.
Neben ihm stehen seine Mutter Maria und der Jünger Johannes.

Auferstehung Jesu
Der auferstandene Jesus.
Die schlafenden Wächter liegen am geöffneten Grab.

Tucheraltar innen rechts - Frauenkirche Nürnberg

Hl. Paulus von Theben
(* 228; † 341)
Ägyptischer Einsiedler
Gedenktag 10. Januar
Schutzheiliger der Korb- und Mattenflechter

Hl. Antonius der Große
(*251; † 356)
Ägyptischer Mönch
Gedenktag 17. Januar
Schutzpatron der Bauern und ihrer Nutztiere